April 22, 2011

Angst essen Seele auf (Germany 1973)

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In seinem wohl bekanntestesten und für viele Kritiker besten Film "Angst essen Seele auf" greift Fassbinder einige Themen des zuvor von mir rezensierten Films "Katzelmacher" wieder auf. Dennoch ist der Film - obwohl nur vier Jahre danach gedreht - ein in jeder Beziehung reiferes Werk. Als Inspiration diente der Hollywood-Film "All That Heaven Allows" von Fassbinder's Idol Douglas Sirk.

"Angst essen Seele auf " ist ein Film über Vorurteile - und ich muss zugeben dass auch ich dem Film gegenüber ebensolche hatte. Im Gegensatz zu vielen anderen Klassikern der Filmgeschichte war "Angst essen Seele auf " kein Film auf den ich mich gefreut hatte sonder vielmehr einer zum "Abhaken". Ich konnte mir einfach nicht vorstellen dass mich die Schilderung einer Beziehung zwischen einer alten hässlichen Putzfrau und einem arabischen Gastarbeiter auch nur irgendwie interessieren könnte. Zudem bin ich absolut kein Fan vom biederen Look der 70er Jahre.

Aber schon in den ersten Einstellungen des Films wurden sämtliche meiner Vorbehalte ausgeräumt. Zu verdanken ist dies dem Talent und der Ehrlichkeit von Rainer Werner Fassbinder. Dies liegt möglicherweise in der Tatsache begründet dass Fassbinder diese Ehrlichkeit - ähnlich wie sein Vorbild Douglas Sirk - in eine publikumswirksame melodramatische Dramaturgie einbindet derer man sich nicht entziehen kann. Der Film mag nicht im klassischen Stile schön sein aber er legt den Blick auf eine andere Art von Schönheit frei - jener, die unter der Oberfläche versteckt ist. Die Charaktere im Film sind vielleicht für viele Zuseher keine "Identifikationsfiguren" wie in Hollywood-Filmen aber dafür sind sie real. So real dass es einem ihre Probleme und Sorgen unweigerlich doch nahe gehen auch wenn man mit ihrem Milieu nichts zu tun hat.

"Angst essen Seele auf" ist trotz seiner Einfachheit ein großer Film von einem Regisseur den man zwar nicht unbedingt mögen muss aber der es verdient hat, ohne jegliche Einschränkungen respektiert zu werden. Mindestens ebenso sehr wie Douglas Sirk.

9/10

Wenn Blicke töten könnten...

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